Ein grenzüberschreitendes Projekt zum Schutz des Feldhamsters

5 deutsche und 5 französische Einrichtungen teilen, tauschen und bündeln ihr Wissen und ihre Erfahrungen über die Artenvielfalt des oberrheinischen Tieflandes, um eine der symbolträchtigsten Tierarten der Region zu schützen: den Feldhamster.

Wer ist der Feldhamster?

In Frankreich sind Feldhamster nur im Elsass vertreten. In Baden-Württemberg kommt er nur noch in Mannheim vor und in Rheinland-Pfalz sind Vorkommen nur noch in Rheinhessen bekannt.

Er verbringt 95 % seiner Zeit unter der Erde und lebt solitär, außer während der Paarung im Frühjahr und Sommer. Vor dem Winter legt er in seinem Bau umfangreiche Nahrungsvorräte an, die bis etwa 2 kg erreichen.

Sein Rücken ist von rötlich-brauner Färbung. An seinen Flanken sowie an den Pfotenspitzen befinden sich weiße Flecken.

Warum sollte er geschützt werden ?

Der Hamster ist eine „Schirmart“, d. h. Maßnahmen zu seinem Schutz kommen der Artenvielfalt der gesamten Agrarlandschaft zugute (Feldlerche, Grauammer, Wildbienen ...).

Aufgrund des allmählichen Verschwindens seines Lebensraumes (Intensivierung landwirtschaftlicher Praktiken und Siedlungsdruck) ist der Bestand des Feldhamsters seit den 1980/1990er Jahren drastisch zurückgegangen.

Gegenwärtig gibt es:

  • 488 Baue in 18 Gemeinden im Elsass in 2019
  • 92 Baue in Rheinland-Pfalz (Deutschland) (Frühjahr 2020)
  • 396 Baue in Mannheim (Deutschland) (Frühjahr 2021)

Im Juli 2020 wurde der Feldhamster in der Roten Liste der Internationalen Union für die Erhaltung der Natur (IUCN) als „Critically Endangered“ (vom Aussterben bedrohte Art) eingestuft. Diese neue Einstufung bedeutet eine größere Aufmerksamkeit für den Feldhamster, um seinen Erhalt in der Rheinebene und im gesamten Verbreitungsgebiet zu sichern.

Der Hamster gehört zu den geschützten Arten der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie und ist im Elsass sowie in den Bundesländern Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg Gegenstand verschiedener Management- und Schutzmaßnahmen.

Ein grenzüberschreitendes Projekt

Die Lebensräume im oberrheinischen Tiefland und die in ihnen vorkommenden Arten sind auf beiden Seiten des Oberrheins aufgrund gemeinsamer geografischer, landwirtschaftlicher und klimatischer Merkmale ähnlich.

Um sie zu schützen, werden daher im Rahmen des Projekts CRICETUS grenzüberschreitende Maßnahmen vorgeschlagen. Dieses Projekt wird von der Collectivité européenne d’Alsace (Europäische Gebietskörperschaft Elsass) getragen und vereint 10 Partner aus dem Elsass, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. Die Projektdauer beläuft sich auf den Zeitraum vom 1. Januar 2021 bis zum 30. Juni 2023.

Die Partner in Frankreich führen in Zusammenarbeit mit den deutschen Einrichtungen folgende Maßnahmen durch:

  • grenzüberschreitende Aktionen zur Sensibilisierung für die Herausforderungen, mit denen diese Art konfrontiert ist (Collectivité européenne d’Alsace und der Verein GEPMA),
  • Die gemeinsame Nutzung von Instrumenten, damit sich Landwirte für den Erhalt des Feldhamsters engagieren (Landwirtschaftskammer Elsass und Collectivité européenne d’Alsace),
  • Forschung zu neuen Monitoring-Instrumenten (Centre National de la Recherche Scientifique – das französische nationale wissenschaftliche Forschungszentrum).

Die Partner in Deutschland führen in Zusammenarbeit mit den französischen Einrichtungen folgende Maßnahmen durch:

  • Entwicklung von neuen Monitoring-Methoden mit Drohnen und Hunden (Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz (SNU) in Zusammenarbeit mit der DREAL Grand Est/Direction Régionale de l'Environnement, de l'Aménagement et du Logement – die französische Regionaldirektion für Umwelt, Raumplanung und Wohnen),
  • die Vernetzung der Zuchtzentren für den Feldhamster (die SNU in Verbindung mit der Stadt Mannheim, dem Regierungspräsidium Karlsruhe (RPK) und den vier oberrheinischen Zuchtzentren),
  • den Austausch von Wiederansiedlungsprotokollen (die SNU in Verbindung mit dem RPK und der DREAL Grand Est).
  • AgroScience, einer der deutschen Partner, wird in Zusammenarbeit mit der DREAL Grand Est auf französischer Seite einen Algorithmus entwickeln, um im gesamten Oberrheingebiet die noch günstigen Lebensräume für den Feldhamster aufzufinden.

Das Projekt wird zu 50 % von der Europäischen Union durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) im Rahmen des Programms Interreg V Oberrhein kofinanziert.

Teilen, experimentieren, entwickeln, fördern

Die durchgeführten Aktionen haben folgende Ziele:

  • Teilen, Austauschen und Bündeln von Wissen (Ökologie, Vorkommen, Erhaltungszustand, Bedrohungen), Praktiken und Lösungen;
  • Erproben neuer Instrumente und Methoden zur Identifizierung von für den Hamster und andere Arten der Agrarlandschaft geeigneten Gebieten und Landschaftsstrukturen, Entwicklung von Instrumenten zur Bestandüberwachung des Feldhamsters in seiner natürlichen Umgebung sowie Umsetzung angepasster und wirtschaftlich tragfähiger landwirtschaftlicher Praktiken zum Schutz des Feldhamsters;
  • Unterstützung der Populationen durch:
    • Optimierung bestehender und Aufbau neuer Zucht- und Auswilderungszentren,
    • durch Verbesserung des Wissens zur Populationsgenetik sowie
    • durch Steigerungen der Wiederansiedlungserfolge und
    • Aufwertungen von Lebensräumen;
  • Förderung der sozialen Akzeptanz des Feldhamsters in den Kulturen und Gebieten sowie Sensibilisierung für die prekäre Situation der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft des oberrheinischen Tieflandes.